Bewusst die Adventssonntage erleben

Die Adventszeit ist in vielfältiger Weise eine Zeit der Erinnerung und der Erwartung, der Vorbereitung und der Freude. Die Wochensprüche verdeutlichen diesen Charakter der vier Adventssonntage.

1. Advent

„Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“ (Sach 9,9b) Das Evangelium vom Einzug in Jerusalem (Mt 21,1–11) prägt in Verbindung mit Psalm 24 den Sonntag, was sich in einigen Adventsliedern ausdrückt. Die Erinnerung an Jesus, der damals gekommen und in Jerusalem eingezogen ist, schlägt sich in vielen Adventsliedern nieder und prägt den 1. Advent besonders.

Der Advent dauerte in den ersten Jahrhunderten wie die Fastenzeit 40 Tage. In der gallischen Kirche und in Spanien lag der Beginn in der Novembermitte. Daher gibt es am Vorabend dieses langen Advents am 11. November (Faschingsbeginn/Martinstag) eine Art Karneval, es wird alles gegessen, was in der Fastenzeit vor Weihnachten nicht verzehrt werden durfte. Papst Gregor hat um 600 die Zahl der Adventssonntage auf vier reduziert. Die Ankunft (= lat. adventus = griech. Epiphanie – Erscheinung) Jesu wird vorbereitet, was im Hinblick auf Weihnachten und das Ende der Welt geschieht. Erinnern wir uns an Jesus, wie er unter den Menschen gelebt und gewirkt hat: mutig, klar, barmherzig, sanftmütig…

2. Advent

Es geht um die Erwartung des kommenden Erlösers am Ende der Zeit: „Steht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Lk 21,28) Der Wochenspruch ist dem Evangelium Lk 21,25–28 entnommen. Die alttestamentliche Lesung (Jes 63,15–64,3) wird im Lied „O Heiland, reiß die Himmel auf (EG 7)“ aufgenommen. Wir machen uns bewusst: Da steht noch etwas aus. Die Zukunft gehört nicht dem Tod, sondern dem Erlöser.

3. Advent

Bereitet dem HERRN den Weg, denn siehe, der HERR kommt gewaltig.“ (Jes 40,3.10) Im Mittelpunkt steht Johannes der Täufer als Wegbereiter Christi; als Evangelium wird das Benedictus gelesen – der Lobgesang des Zacharias. Johannes der Täufer lebte asketisch in der Wüste und rief die Menschen zur Besinnung und Umkehr auf. In der Leere der Wüste, in der Einsamkeit und Stille, ist Gottes Werben um den Menschen besonders vernehmbar. Ein Ort der Vorbereitung. Adventszeit als „stille Zeit“.

4. Advent

„Freut euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!“ (Phil 4,4.5b) Anders als bei den ersten drei Adventssonntagen scheint hier schon die (Vor-)Freude auf das Christfest durch. Im Mittelpunkt des 4. Advents steht Maria, die Mutter Jesu. Hier setzt die Perikopenordnung von 2018 einen neuen Akzent, indem als Evangelium Lk 1,26ff., der Besuch des Engels Gabriel bei Maria, gelesen wird. Die Evangelienlesung kann den anschließenden Besuch Marias bei Elisabeth mit einschließen, und anstelle des Psalms kann das Magnificat treten.
So werden in den Gottesdiensten in der Adventszeit verschiedene Aspekte aufgenommen und geben dieser Zeit eine besondere Tiefe und Bedeutung.