Bayerische Landeskirche informiert Generalstaatsanwaltschaft Bamberg über alle Fälle sexualisierter Gewalt

Die bayerische Landeskirche hat der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg eine Liste mit allen ihr bekannten Fällen sexualisierter Gewalt seit 1946 übergeben. Enthalten sind alle 226 Fälle, die die bayerische Landeskirche an die Forscher der ForuM-Studie gemeldet hatte, weitere Fälle, die der „Anerkennungskommission zur Gewährung von Leistungen in Anerkennung erlittenen Unrechts an Betroffene sexualisierter Gewalt“ vorlagen, sowie alle Meldungen an die landeskirchliche Ansprechstelle seit 2021.
 
Nach der Veröffentlichung der ForuM-Studie hat die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg die Landeskirche aufgefordert, alle Verdachtsfälle des sexuellen Missbrauchs in einer Liste mitzuteilen und die Akten von Fällen zu übersenden, die eventuell noch nicht mitgeteilt wurden. Ein entsprechender Aktenabgleich hatte bereits im Jahr 2019 stattgefunden.
 
Die bayerische Landeskirche versteht unter „sexualisierter Gewalt“ weit mehr, als das Strafgesetzbuch als Straftaten definiert - etwa auch anzügliche Bemerkungen. In der Liste sind daher auch viele Fälle enthalten, die strafrechtlich nicht relevant sind oder strafrechtlich nicht verfolgt werden können, z.B. weil der Täter verstorben ist. „Doch um absolute Transparenz zu schaffen, hat die Generalsstaatsanwaltschaft von uns jetzt eine Übersicht bekommen über alle Vorfälle sexualisierter Gewalt, die uns aktuell bekannt sind, unabhängig von der Frage, ob Strafbarkeit im Raum steht oder ausgeschlossen ist“, so Oberkirchenrat Nikolaus Blum, Leiter des Landeskirchenamts in München. Die Landeskirche begrüße das Vorgehen der Generalstaatsanwaltschaft und sei der Aufforderung auch vollumfänglich nachgekommen, so Blum.
 
Landesbischof Christian Kopp betonte, dass die unabhängige Prüfung der im Rahmen der ForuM-Studie bekannt gewordenen und gemeldeten Fälle durch die Generalstaatsanwaltschaft eine „willkommene Unterstützung“ sei, „um Transparenz zu schaffen“. „Nur durch Transparenz kann das Vertrauen in das gesetzliche Handeln der Kirche und in unseren Einsatz gegen sexualisierte Gewalt wieder hergestellt werden.“
Die ForuM-Studie hatte systemische Ursachen offengelegt, die das Auftreten von sexualisierter Gewalt im Bereich der evangelischen Kirche begünstigt haben. „Wir müssen uns intensiv mit den offenen und verdeckten Machtstrukturen in unserer Kirche auseinandersetzen. Auch in theologischer Hinsicht hat die Studie Fragen aufgeworfen, die neu reflektiert werden müssen“ so der Landesbischof.
 
München, 28. Februar 2024
Johannes Minkus, Pressesprecher