Wort des Präsidiums der Landessynode zur aktuellen Situation

Das Präsidium der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel und die Vizepräsidenten Walter Schnell und Hans Stiegler zur aktuellen Situation:

„Schweren Herzens haben wir nach Rücksprache mit den Mitgliedern der Landessynode eine bittere Entscheidung getroffen. Die Herbsttagung der Landessynode findet im digitalen Raum statt. Nur ein kleiner Kreis tagt in Geiselwind. Wir haben es trotz einer nahezu 100-prozentigen Impfquote und hoher Sicherheitsvorkehrungen nicht gewagt, uns in Präsenz zu treffen.

Die Corona-Pandemie legt sich in den dunkelsten Tagen des Jahres von neuem mit großem Gewicht auf die Seele unserer Kirche und auf die Seele unserer Gesellschaft. Stündlich erreichen uns neue Hiobsbotschaften. Auch sie sind eine Art Virus. Sie schlüpfen in unser Bewusstsein und verbreiten sich dort in Windeseile. Sie untergraben das Vertrauen in medizinische Möglichkeiten und fressen unsere Zuversicht und unser Gottvertrauen an. Sie stellen uns vor die Frage, was uns trägt, wenn unsere eigenen Absicherungen an ihre Grenzen kommen.

Als Präsidium der Landessynode ist uns vor allem ein Signal wichtig: Mag es auch keine absolute Sicherheit vor einer Erkrankung an dem Virus geben, so leben wir doch aus der Gewissheit heraus, dass Gott auch in dieser Zeit unser Heiland ist. Niemand, an dessen Leib und Seele das Virus rüttelt, ist allein. Niemand ist verloren. „In der Welt habt ihr Angst“, sagt Christus, „aber seid getrost: Ich habe die Welt überwunden.“ (Johannes 16, 33) Daran glauben wir – all unserer eigenen Angst, unserer eigenen Verletzlichkeit und unserer eigenen Verunsicherung zum Trotz. Und wenn es etwas gibt, was wir als Kirche Jesu Christi den Menschen unserer Zeit zu sagen haben, dann das. Wir sind nicht in der Hand des Coronavirus, sondern in der Hand Gottes.

Seien Sie versichert, dass das Präsidium und die Mitglieder der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern in Gedanken und Gebeten bei allen sind, die unter dem Virus leiden und sich Sorgen machen, wie es weitergeht. Wir können nicht viel mehr tun, als für Sie zu beten. Und das werden wir auch tun. Beten Sie bitte auch für uns und für die Entscheidungen der Landessynode.“

Gedanken aus der Predigt des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm am Buß- und Bettag

„Nein, es nicht alles wieder gut“ – so das Fazit der aktuellen Situation des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm in seiner Predigt am heutigen Buß- und Bettag in München. Die Frage der diesjährigen kirchlichen Bußtags-Kampagne ‚Alles wieder gut?` müsse man derzeit leider verneinen.

Die „seelische Inzidenz“ steige spürbar an angesichts der höchsten Inzidenzzahlen der gesamten Pandemiezeit, einer „noch immer viel zu geringen Impfquote“ und der Warnungen vor einer Überfüllung der Intensivstationen.

Viele Menschen wollten nicht noch einmal einen Herbst erleben, „der nach einer sommerlichen Hoffnungszeit zur großen Enttäuschung wird“, so der Landesbischof. „Nicht noch einmal diese permanente Vorsicht bei der Begegnung mit anderen Menschen, die spontane Nähe so schwermacht. Nicht noch einmal steigende Corona-Totenzahlen, die Angst machen! Nicht noch einmal eine Diskussion, ob oder wie wir die Weihnachtsgottesdienste in den Kirchen abhalten können!“

Dieser aktuellen Situation stellt der Landesbischof eine Vision gegenüber, wie man in 50 Jahren auf die heutige Zeit zurückblicken könnte: Kinder und Jugendliche kennen den Geruch von Kohle- und Autoabgasen nicht mehr, weil man 50 Jahre vorher sich entschieden hatte, den Kindern und Enkeln mindestens die gleichen Lebensmöglichkeiten zu hinterlassen wie sich selbst. Man habe die Vorhersagen der Wissenschaftler ernst genommen und festgestellt, dass man glücklicher sei, wenn man nicht auf Kosten anderer Menschen lebe.

Diese Vision, so der Landesbischof, könne Realität werden nicht durch „moralistische Gesetzlichkeit“ oder „apokalyptische Horrorvisionen“, sondern nur durch eine „Erneuerung an Kopf, Leib und Seele, bei der wir als Christinnen und Christen in der ersten Reihe zu stehen gerufen sind“.