1700 Jahre Konzil von Nizäa

Ökumenischer Gottesdienst am Freitag, 6. Juni 2025, um 18:30 Uhr in der Evang. Gnadenkirche Wiesentheid

mit Pfr. Dr. Matthias Eller (r.k.), Pfr. Dr. Lucian Bolos (rum.-orth.) und Pfr. Martin Fromm

2025 ist ein großes ökumenisches Jubiläumsjahr: Im Jahr 325 wurde auf dem Konzil von Nizäa das sogenannte "Große Glaubensbekenntnis" verabschiedet.
Trotz der vielen folgenden Spaltungen der Kirche, verbindet dieses Bekenntnis bis zum heutigen Tag die Christen auf der ganzen Erde.
Es ist deshalb auch der Ausgangspunkt aller Bemühungen, eine sichtbare Einheit der Kirche wiederzugewinnen.   
Wir feiern das Jubiläum mit einem ökumenischen Gottesdienst am 6. Juni um 18.30 Uhr in der Gnadenkirche Wiesentheid, bei dem die römisch-katholische, die rumänisch-orthodoxe und die evangelisch-lutherische Kirche vertreten sind. Musikalisch wird der Gottesdienst von der Kantorei Gnadenkirche mitgestaltet. 
Herzliche Einladung dazu! 

Predigt an Christi Himmelfahrt in Burggrub (29.5.2025) von Pfarrer Hans Gernert:

Liebe Gemeinde!
wir nehmen heute das Jubiläum 1700 Jahre Konzil von Nizäa auf1700 Jahre ist lange her. Darum wird es heute etwas geschichtlich und theologisch. Wenn man weiß, wie etwas zustande gekommen ist, kann man es sich bewusst aneignen.
Lassen Sie sich einfach mit auf eine Reise nehmen. In Trier residierte von 306 bis 316 der weströmische Kaiser Konstantin. Er war der erste christliche Kaiser im weströmischen Reich. 
313 hat er mit dem Kaiser des oströmischen Reiches Licinius das Mailänder Toleranzedikt verabschiedet. Damit war die Zeit der Christenverfolgungen beendet. Das Christentum wurde als Religion anerkannt (“Konstantinische Wende“).
Als Konstantin 324 alleiniger Kaiser wurde, wollte er Frieden in seinem Reich herstellen, der auch durch theologische Streitigkeiten gefährdet war. Darum ergriff er selbst die Initiative und berief vor 1700 Jahren das erste ökumenische Konzil nach Nizäa ein. Nizäa liegt gegenüber Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, auf der anderen Seite des Marmarameeres. Während der Zeit der Verfolgung konnten die Bischöfe nur heimlich einander aufsuchen. Nun reisten sie im Jahr 325 erstmals frei aus allen Himmelrichtungen mit staatlichen Verkehrsmitteln nach Nizäa und wurden im kaiserlichen Palast untergebracht. 
Dort fanden auch die Verhandlungen in Gegenwart des Kaisers statt, der das Konzil finanzierte und teilweise auch leitete.
Dem Kaiser war es wichtig, dass alle Christen am gleichen Tag die Auferstehung Jesu feiern. Denn Ostern wurde damals nicht einheitlich an einem Tag im Jahr gefeiert. Nun einigte man sich, Ostern überall am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu feiern. So halten wir es noch heute.
Noch gewichtiger war es, eine gemeinsame Sicht auf Jesus zu finden. Arius und seine Anhänger argumentierten philosophisch und waren der Meinung, Jesus wäre weniger als Gott. 
Er wäre von Gott geschaffen worden und darum nicht ewig. 
Dagegen betonte die Mehrheit der Bischöfe, dass Jesus Christus „wahrer Gott vom wahren Gott ist, dass er gezeugt, nicht geschaffen ist, dass er eines Wesens mit dem Vater ist und durch ihn alles geschaffen ist“. Wie geht das mit der Bibel zusammen?
Als Lesung haben wir den Hymnus aus dem Philipperbrief gehört. Eines der ältesten christlichen Lieder. Da ist davon die Rede, dass Jesus nicht daran festhielt, Gott gleich zu sein. Er erniedrigte sich selbst und wurde von Gott erhöht. Das feiern wir heute an Himmelfahrt.
Durch die Auferweckung ist Jesus bei Gott. Gott und Jesus sind untrennbar eins. Im nizänischen Glaubensbekenntnis wird dafür das Wort wesensgleich verwendet – „eines Wesens mit dem Vater“.

Am Anfang war das Wort – so beginnt das Johannesevangelium.
Am Anfang!, also noch vor der Schöpfung, war das Wort bei Gott und das Wort war von göttlicher Art. Durch dasselbe ist alles erschaffen. Und dieses Wort wurde Fleisch in Jesus Christus. Durch seinen Tod und seine Auferstehung wurde Jesus wieder zu Gott erhöht. So beschreibt der Evangelist Johannes die Himmelfahrt.

Wir haben den Schluss des Lukasevangeliums gehört. Dort ist etwas Gleichzeitiges formuliert: Während Jesus die Seinen segnet, wird er zum Himmel, zu Gott, emporgehoben. Beides geschieht gleichzeitig: Jesus segnet und kehrt zu Gott zurück, bleibend als der Segnende.

Dieses Moment der Gleichzeitigkeit wird auch im Psalm 113 beschrieben: Gott, der sich zu den Armen erniedrigt, ist gleichzeitig der, der hoch erhoben wird auf den Thron. Beide Bewegungen Gottes sind langanhaltend, seine Zuwendung zu den Armen genauso wie seine Erhabenheit. Man könnte sagen, der Herr thront in Ewigkeit und der Herr erniedrigt sich in Ewigkeit.

Bezogen auf Jesus Christus kann man sagen: Gott wurde Mensch in Jesus Christus, und doch blieb er ganz Gott in einer Art Gleichzeitigkeit. Dieses Geheimnis Jesu wird im nizänischen Bekenntnis gewahrt mit der Formel „Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott“. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen. Dorthin ist er nach Ostern zurückgekehrt: aufgefahren in den Himmel…
Wenn wir ein Kind taufen, stellen wir es in diese Bewegung Gottes hinein. Gott wendet sich dem Kind zu und bleibt gleichzeitig der in der Höhe Thronende. Jesus wendet sich segnend zu und wird gleichzeitig emporgehoben in den Himmel. 
Da ist eine Kraft, die sich uns zuneigt und die uns gleichzeitig aufrichtet, emporhebt, ja zu sich zieht. Im Glauben geschieht unsere Himmelfahrt: Gott kommt zu uns herab und zieht uns zu sich empor.
Durch die Taufe sind wir alle in dieses Kraftfeld der Liebe Gottes gestellt. Gott, der in sich Liebe ist, kommt uns nahe und berührt uns durch seine liebende Nähe.

Der Psalm 113 ruft uns auf, den Namen des HERRN zu loben. Lobt fröhlich den Namen des HERRN! Dieses Lob soll keine Einschränkung erfahren, weder räumlich noch zeitlich. Vom Osten, wo die Sonne aufgeht, bis zum Wesen, in dem sie wieder untergeht, soll der Name des HERRN gelobt werden. Also auch durch den ganzen Tag. 
Laden wir uns gegenseitig ein, Gott zu loben.

Alle, die den Kanon kennen (er steht nicht auf dem Blatt), dürfen kräftig mitseinen:
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn, sei gelobet der Name des Herrn.

Das Lob Gottes fällt uns leichter, wenn wir viele sind.
Das Lob Gottes fällt uns vielleicht auch leichter, wenn wir im Freien sind in Gottes bunter Schöpfung. 
Heute, an Himmelfahrt, loben wir Gott besonders dafür, dass er als der Erhöhte sich uns zuneigt und uns segnet. 
Im Bekenntnis von Näzäa wurde vom Heiligen Geist nur ausgesagt: Ich glaube an den Heiligen Geist. 56 Jahre später hat man dann beim Konzil in Konstantinopel hinzugefügt, dass der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht. Auch der Heilige Geist ist nicht geschaffen, sondern eins mit Gott. Dieses Geheimnis lässt sich nicht ergründen, aber es lässt sich anbeten. Tun wir es mit dem Lied: Gelobet sei mein Gott…

Psalm 113

Halleluja! Lobt ihn, die ihr Dienst tut für den HERRN! 
Lobt fröhlich den Namen des HERRN!
Der Name des HERRN sei gepriesen 
von heute an bis in alle Zukunft!
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang 
sei gelobet der Name des HERRN!
Hoch über allen Völkern steht der HERR, 
über dem Himmel wohnt er in Herrlichkeit.
Wer ist wie der HERR, unser Gott? 
Er steigt hinauf, um in der Höhe zu thronen.
Er beugt sich nieder, um in die Tiefe zu schauen. 
Einzigartig ist er im Himmel und auf der Erde!
Den Geringen zieht er aus dem Staub, 
den Armen holt er aus dem Dreck.
Er lässt ihn bei den Fürsten wohnen:
ja, bei den Fürsten seines Volkes. 
Die unfruchtbare Frau lässt er im Haus wohnen: 
ja, als eine fröhliche Mutter von Kindern. Halleluja!

Philipper 2, 5-11

 5Denkt im Umgang miteinander immer daran,
was in der Gemeinschaft mit Christus Jesus gilt:
6Er war von göttlicher Gestalt.
Aber er hielt nicht daran fest,
Gott gleich zu sein –
so wie ein Dieb an seiner Beute.
7Er legte die göttliche Gestalt ab
und nahm die eines Knechtes an.
Er wurde in allem den Menschen gleich.
In jeder Hinsicht war er wie ein Mensch.
8Er erniedrigte sich selbst
und war gehorsam bis in den Tod –
ja, bis in den Tod am Kreuz.
9Deshalb hat Gott ihn hoch erhöht:
Er hat ihm den Namen verliehen,
der hoch über allen Namen steht.
10Denn vor dem Namen von Jesus
soll sich jedes Knie beugen –
im Himmel, auf der Erde und unter der Erde.
11Und jede Zunge soll bekennen:
»Jesus Christus ist der Herr!«
Das geschieht zur Ehre Gottes, des Vaters.

Lukas 24, 50-53

50Jesus führte sie aus der Stadt hinaus
bis nach Betanien.
Dann hob er die Hände und segnete sie.
51Noch während er sie segnete,
entfernte er sich von ihnen
und wurde zum Himmel emporgehoben.
52Sie fielen zu Boden und beteten ihn an.
Dann kehrten sie voller Freude nach Jerusalem zurück.
53Sie verbrachten die ganze Zeit im Tempel
und lobten Gott.