Predigt zur Kirchentagslosung "Jetzt ist die Zeit" oder fränkisch "Ezetla"

Jetzt ist die Zeit um Gottesdienst zu feiern.
Jetzt ist die Zeit sich auf den Kirchentag 2023 vorzubereiten, der dieses Jahr im Juni in Nürnberg stattfindet.
In ganz Deutschland feiern Gemeinden heute den Kirchentagssonntag. „Jetzt ist die Zeit“ lautet die Losung und darum geht es in diesem Gottesdienst.
Jetzt ist die Zeit…
Ich lade Sie ein, diesen angefangenen Satz für sich zu Ende zu denken.
Was ist für Sie ganz persönlich an der Zeit?
Jetzt ist die Zeit…

Am Mittwoch hatten wir die erste Sitzung des Kirchenvorstands in diesem Jahr. Leere Zettel lagen auf dem Tisch. Nur vier Worte standen darauf: Jetzt ist die Zeit.
Alle machten mit, ihre eigenen Gedanken dazu aufzuschreiben.
Es entstand eine große Bandbreite an Antworten.
Sie spiegelten, was die einzelnen so bewegt.
In welcher Lebenssituation sie sich befinden.
Ich gebe ein paar Antworten wider.
Jetzt ist die Zeit, zufrieden zu sein mit dem, was man hat.
Es macht keinen Sinn auf diejenigen zu schauen, denen es besser geht. Denn vielen geht es schlechter. Und uns hier geht es vergleichsweise mehr als gut.
Jetzt ist die Zeit, zufrieden und dankbar zu sein.
Jetzt ist die Zeit, positiv in die Zukunft zu schauen nach allen Krisen wie Corona und Inflation.
Wir hören und sehen täglich zu viele schlechte Nachrichten.
Dabei gibt es auch viel Positives, was die Hoffnung und den Mut stärkt.
Jetzt ist die Zeit, einiges zurückzudrehen, weniger in den Urlaub zu fliegen, mutige Schritte zum Schutz des Klimas zu gehen.
Jetzt ist die Zeit, den sozialen Zusammenhalt zu stärken.
Die Gesellschaft darf sich nicht weiter spalten.
Jetzt ist die Zeit, dass der sinnlose Krieg in der Ukraine beendet wird.
Jetzt ist die Zeit, dass die Rechte der Frauen in Afghanistan, im Iran und vielen anderen Ländern geachtet werden.
Jetzt ist es Zeit, mehr gemeinsam zu unternehmen, nachdem Corona vieles ausgebremst hat.
Jetzt ist es dran, sich Zeit für die Familie zu nehmen, für die Kinder da zu sein, ihnen eine gute Grundlage fürs Leben mitzugeben.
Im Blick auf die Schule und die Zwischenzeugnisse ist es Zeit, zuerst den Menschen zu sehen und nicht seine Leistung.
Für Kranke ist es Zeit, auf Genesung zu hoffen.
Jetzt ist es Zeit, abschiedlich zu leben in dem Bewusstsein: Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens.
Je älter man wird, desto mehr ist es Zeit, bereit zu sein für den Tod.
Jetzt ist es Zeit, Gottes Wort neu zu entdecken, es selbst zu lesen, sich neu mit ihm zu beschäftigen.
Jetzt ist die Zeit, das Kirchenjubiläum von Haag mitzufeiern.

Auch die Präparanden haben sich ihre Gedanken gemacht.
Jetzt ist die Zeit zu schlafen.
Jetzt ist die Zeit zu zocken.
Jetzt ist die Zeit mein Zimmer aufzuräumen.
Jetzt ist die Zeit, mal in der Schule aufzupassen.
Jetzt ist die Zeit, dass Corona aufhört;
Dass die Inflation zurückgeht. Ein Döner kostet nicht mehr 5 sondern 7 oder 8 Euro!
Jetzt ist die Zeit Frieden auf der Welt zu bekommen.

Wenn wir all diese Antworten hören, merken wir: Für jeden liegt der Schwerpunkt etwas anders.
Alles hat seine Zeit.
Kindheit und Schule hat ihre Zeit, Berufsleben hat seine Zeit, Ruhestand hat seine Zeit, seine Besonderheiten, seine eigenen Gelegenheiten und Herausforderungen.

Wir leben in der Zeit. Der Prediger Salomo hat tief nachgedacht über die Zeit und festgestellt: Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt.
Ich finde das eine gute Verknüpfung: Zeit und Ewigkeit.
In der Zeit, die wir erleben und die jede und jeder anders für sich erlebt, in dieser Zeit dürfen wir mit unserem Herzen immer wieder auch einen Hauch der Ewigkeit spüren.
Das können wir nicht machen. Das geschieht.
Gott ist es, der die Ewigkeit in unser Herz legt.
Der Evangelist Markus erzählt vom ersten Auftreten Jesu.
Johannes der Täufer hat ihn getauft.
Dann war Jesus 40 Tage in der Wüste und erlebte dort große Anfechtungen.
Mich erinnert das an Gerhardt Teerstegen, der vor 300 Jahren lebte.
Als junger Mann auf der Suche nach seinem Weg hat er fünf Jahre lang eine schwere Zeit der Anfechtungen durchgestanden. Schließlich fand er zu einer innigen Beziehung zu Jesus Christus und verschrieb ihm sein Leben.
Von Jesus wird auch erzählt, dass er vor seinem ersten Auftreten eine schwere Wüstenzeit der Verunsicherung erlebt hat. Er musste große innere Kämpfe bestehen, bis er Klarheit über seinen Weg bekam.
Doch dann tritt er vollmächtig auf.
Als seine ersten Worte überliefert Markus: Johannes der Täufer wurde ins Gefängnis geworfen. Danach kam Jesus nach Galiläa und verkündete die Gute Nachricht von Gott: „Die von Gott bestimmte Zeit ist da. Sein Reich kommt jetzt den Menschen nahe. Ändert euer Leben und glaubt dieser Guten Nachricht!“ (Mk 1, 14-15)
In der Übersetzung von Martin Luther klingt es so:
Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.
Tut Buße und glaubt an das Evangelium!
Aus diesen ersten Sätzen ist die Losung für den Kirchentag abgeleitet:
Jetzt ist die Zeit! (Die Zeit ist erfüllt.)
Jesus will sagen: Gott selbst ist nahe.
Gott hat es so bestimmt, dass er jetzt in Jesus da ist.
Wer Jesus hört, hört Gott.
Wenn Jesus Kranke gesundmacht, handelt Gott selbst.
Öffnet euch dafür. Lasst ihn in euer Leben.
Lasst euch auf Veränderungen ein. Glaubt seinen Worten!

Was machen wir heute mit dieser Ansage von damals.
Ist sie überholt? Ist die Zeit vorbei?
Leben wir in einer anderen Zeit?
Ja, wir leben in einer anderen Zeit.
Heute ist vieles anders als vor 2000 Jahren.
Und dennoch haben die Worte Jesu ihre Gültigkeit nicht verloren.
Denn so, wie Gott damals in Jesus den Menschen nahegekommen ist, so ist er uns auch heute nahe.
Wir dürfen immer wieder erfahren: Jetzt ist die Zeit, in der uns Gott nahe ist.
Durch Jesus wurde es eindeutig, wie Gott uns nahekommt:
Er kommt uns als der Barmherzige nahe.
Als der, der Lebenskräfte weckt.

Gott ist uns nahe in allem, was wir erleben.
Er ist uns nahe in Freude und Glück,
und er ist uns nahe an schlechten Tagen.

Weil er die Ewigkeit in unser Herz legt, können wir ihm in uns begegnen.

Er begegnet uns aber auch außen, durch unsere Mitmenschen, durch alles, was unser Leben erhält, durch Luft und Wasser, durch Essen und Trinken, durch Sonne, Wärme und Licht. Alles kann zu einer Begegnung mit seiner Güte und Barmherzigkeit werden.

Aber oft verhalten wir uns nicht so, wie es dem Leben dient, das Gott schenkt. Darum ruft Jesus zur Umkehr auf, zur Buße.
Jetzt ist die Zeit, einiges zurückzudrehen, Energie zu sparen, für eine lebenswerte Zukunft der nächsten Generationen einzutreten. Weil Gott das Leben will.
Jetzt ist die Zeit, den eigenen Lebensstil zu hinterfragen.
Jetzt ist die Zeit, wenigstens selbst in Frieden zu leben, auch wenn es anderen nicht gelingt.
Jetzt ist meine Zeit. Mein Leben. Eine von Gott erfüllte Zeit.
Weil Gott nahe ist.
Ja, ich will dieser Guten Nachricht glauben.

Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Gedanken und Gefühle bewahren in der Gemeinschaft mit Jesus Christus.
Amen