"Respekt" als Thema des Gottesdienstes

Den Gottesdienst in Haag am 20.6. gestalteten die Konfirmanden mit. Sie hatten sich das Thema "Respekt" gewählt. In einem Anspiel mit zwei Durchgängen stellten sie eine Familienszene dar. Einmal fehlt es an Respekt und Wertschätzung füreinander, das andere Mal gehen die Familienmitglieder wertschätzend, einfühlend und hilfsbereit miteinander um.

K.: Zum zweiten Durchgang beim Anspiel passt gut die Jahreslosung, die wir vorhin gehört haben. Jesus sagt: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Für Jesus ist Gottes Wesen Barmherzigkeit. Gott hat ein Herz für uns Menschen. Er ist uns im Guten zugetan. So sollen wir auch miteinander umgehen, gut und nicht schlecht. Wir sollen andere so behandeln, wie wir selbst auch behandelt werden möchten. Und wenn mich jemand ärgert, soll ich mich nicht rächen. Das ist gar nicht leicht. Aber Jesus macht uns Mut dazu.

E.: Jesus fasst seine Gedanken in einprägsame Bilder und Gleichnisse. Das Bild vom Splitter und dem Balken entlarvt unser Verhalten. „Du siehst den Splitter im Auge deines Bruders oder deiner Schwester. Bemerkst du nicht den Balken in deinem eigenen Auge?“

Manchmal bekommt man ein Sandkorn ins Auge. Das stört. Man versucht es zu entfernen. Ein kleiner Splitter, ein kleiner Span oder Spreißel im Auge, das merkt gewöhnlich ein anderer gar nicht. Aber es gibt Leute, die spüren bei anderen die kleinste Kleinigkeit auf und machen sie groß. Sie machen andere schlecht, um selber umso besser dazustehen oder von dem Balken abzulenken, der ihnen die Sicht versperrt. Es gibt ein Sprichwort: „Wer mit einem Finger auf andere zeigt, zeigt mit drei Fingern auf sich zurück.“ Wer schlecht über andere redet, sagt etwas über sich selbst aus. Jesus nennt solche Menschen scheinheilig: „Du Scheinheiliger! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge! Dann hast du den Blick frei, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders oder deiner Schwester zu ziehen.“ Man soll sich also zuerst um die eigenen Fehler kümmern. Das hilft, barmherzig zu werden mit Fehlern anderer.

C.: In den sozialen Medien sind Hass und Hetze ein großes Thema. Auf alles Mögliche wird sofort reagiert mit unkontrollierten Emotionen. Da wird über andere gelästert und hergezogen. Beleidigungen, persönliche Verunglimpfung und Verletzung bis hin zu Mobbing fallen vom Sofa aus leichter als wenn man den anderen gegenüberstehen würde. Es ist wichtig, dass junge Menschen einen verantwortlichen Umgang mit den sozialen Medien lernen. Und es ist richtig, wenn Hass und Hetze, Cybermobbing, Rassismus und Antisemitismus im Netz nicht toleriert, sondern bestraft wird.

N.: Seit zwei Tagen gibt es in der Mediathek des ZdF den Dokumentarfilm „Schwarze Adler“. Darin geht es um Rassismus im Fußball. Da kam es der Vergangenheit vor, dass tausende Zuschauer in Sprechchören einem dunkelhäutigen Nationalspieler "Negerschwein" zuriefen. Affengeräusche wurden imitiert, Bananenschalen geworfen. Die ersten dunkelhäutigen Fußballspielerinnen und Fußballspieler hatte es besonders schwer. Erwin Kostedde wurde von Beckenbauer 1974 in die Nationalmannschaft aufgenommen. Er erzählt, dass er als Kind Kernseife genommen hat und sich drei, vier Stunden gewaschen hat, um eine weiße Haut zu bekommen. Solche Geschichten gehen unter die Haut. Der Filmemacher Torsten Körner sagte in einem Interview: Wenn man mehrere solcher Geschichten hört, berührt das einen. Ich werde mir bewusst, dass ich die Welt aus dem Blick eines Weißen anschaue und beurteile. Wie schaue ich eigentlich mein Gegenüber an? Sitzen in meinen Augen kleine Schneidbrenner? Darf es in meiner Umgebung nur Weiße geben? „Es geht um die grundsätzliche Frage, wie wir alle miteinander durchs Leben gehen, ob wir Mitmenschen mit Nachsicht betrachten oder manche einfach aussortieren, weil sie zu dick, zu alt, zu gebrechlich oder sonst was sind.“

J.: Der Apostel Paulus schreibt an die Galater (3, 26-28), dass sie sich nicht auseinanderdividieren sollen in verschiedene Richtungen. So sollen niemand aussortieren. Das begründet Paulus so: Durch den Glauben an Jesus sind wir Gottes Kinder. Wir gehören zusammen. Jesus Christus verbindet uns. In ihn sind wir hineingetauft. Alle äußeren Unterschiede müssen dahinter zurückstehen. Es zählt nicht mehr die Herkunft, nicht mehr der soziale Status, nicht mehr das Geschlecht. Wenn man sich das bewusstmacht, dann kann man die Buntheit und die Vielfalt als Bereicherung sehen und nicht als Bedrohung. Gott hat die Welt nicht allein für die Weißen gemacht. Jeder Mensch ist von Gott gewollt und geliebt, hat eine Würde und soll einfach als Mitmensch gesehen und gut behandelt werden.

Die Jahreslosung ist dafür eine gute Orientierung:

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“