Wir kommen aus einer Woche, wo der Krieg Russlands gegen die Ukraine weiterging und Kinder in einem Ferienlager getötet wurden.
Auch der Krieg in Gaza geht weiter, beide Seiten sind verhärtet, Hass und Feindschaft führen zu immer mehr Leid.
Dann war da auch das Gedenken an den Einsatz der ersten Atombombe in Hiroshima vor 80 Jahren und die Erinnerung an die Charta der Heimatvertriebenen 1950.
Als Christen halten wir am Friedenswillen fest. Gott ist die Quelle des Lebens, des Friedens, der Liebe. Licht von diesem Licht kommt uns zu, wenn wir auf Gottes Wort hören und seine Gegenwart im Abendmahl feiern. Wenden wir uns Gott zu, der Quelle des Lebens.
Gebet
Herr Jesus Christus, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, du hast deine Gemeinde berufen, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Überwinde alle Trägheit in uns und mach uns bereit, dir zu dienen und dein helles Licht in das Dunkel der Welt zu tragen. Der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und lebendig machst heute und in Ewigkeit. Amen
Predigt
Liebe Gemeinde!
Schlagen Sie mit mir die Zeitung von heute Morgen auf und stellen Sie sich vor:
Beate Zschäpe, die wegen ihrer Mitgliedschaft im NSU zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, nimmt nicht nur zum Schein an einem Aussteigerprogramm für Neonazis teil. Sie bereut öffentlich ihre Verblendung, deckt die menschenverachtende Ideologie der Rechtsextremen auf und bewirkt bei vielen Neonazis ein Umdenken.
Putin und die russische Führung kehren zum Völkerrecht zurück, treten zurück, stellen sich dem internationalen Strafgerichtshof und übernehmen ihre Verantwortung für das Leid und die Zerstörung durch den Krieg gegen die Ukraine.
China hört auf, Hongkong und Taiwan mit Gewalt an sich zu binden.
Der Iran verzichtet auf den Bau einer Atombombe und alle Atommächte verpflichten sich zur Abrüstung und Vernichtung aller Atomwaffen. Das eingesparte Geld wird für Maßnahmen zur Eindämmung der Klimakatastrophe verwendet.
Der Iran, Saudi-Arabien, der Libanon und die Palästinenser kommen in Jerusalem zusammen und schließen einen dauerhaften Frieden.
Eine Welle der Völkerverständigung und des Friedens erfasst alle Menschen. Der Drogenhandel hört auf. Terroristen entsagen der Gewalt und reihen sich ein in den Aufbau von gerechten Strukturen, die allen Menschen ein gutes Leben ermöglichen.
„Schön wärs!“ – so mögen manche von Ihnen gedacht haben. Leider gibt es heute keine Zeitung. Und im Radio war von solchen Nachrichten auch nicht zu hören.
Aber genau so eine gute Nachricht hat der Prophet Jesaja vor 2500 Jahren in die Welt gebracht. Hören wir seine Vision von einem weltumspannenden Frieden, Jesaja 2, 1-5 (Übersetzung der Basisbibel):
1In einer Vision sah Jesaja, der Sohn des Amoz, wie es Juda und Jerusalem ergehen wird: 2Es werden Tage kommen, da steht der Berg mit dem Haus des HERRN felsenfest. Er ist der höchste Berg und überragt alle Hügel. Dann werden alle Völker zu ihm strömen.
3Viele Völker machen sich auf den Weg und sagen: »Auf, lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum Haus, in dem der Gott Jakobs wohnt! Er soll uns seine Wege lehren. Dann können wir seinen Pfaden folgen.« Denn von Zion her kommt Weisung, das Wort des HERRN geht von Jerusalem aus. 4Er sorgt für Recht unter den Völkern. Er schlichtet Streit zwischen mächtigen Staaten. Dann werden sie Pflugscharen schmieden aus den Klingen ihrer Schwerter. Und sie werden Winzermesser herstellen aus den Eisenspitzen ihrer Lanzen. Dann wird es kein einziges Volk mehr geben, das sein Schwert gegen ein anderes richtet. Niemand wird mehr für den Krieg ausgebildet. 5Auf, ihr Nachkommen Jakobs, lasst uns schon jetzt im Licht des HERRN leben!
Kaum zu glauben sind diese Worte angesichts der Nachrichten unserer Zeit.
Ja, es ist kaum zu glauben, was da Jesaja sieht:
dass sich durch ein Wunder der mickrige Tempelberg über alle Berge erhebt und gleichsam zum Dach der Welt wird, auf dem Gottes Thron steht,
dass alle Völker kommen und sich vom Gott Israels zurechtweisen lassen,
dass sie Frieden schließen und ihre Waffen vernichten, weil sie nicht mehr Krieg führen.
Ich war schon zweimal auf dem Tempelberg in Jerusalem. Das räumliche Erlebnis ist sehr eindrücklich. Man kommt aus dem engen Gewinkel der Altstadt mit ihren engen Gassen und Basaren gleichsam in eine andere Welt. Man erlebt die Weite. Der Platz um den Felsendom erscheint einem riesig.
Die Vision Jesajas ermöglicht ein ähnliches Erlebnis. Sie führt aus der Enge unserer Tage in die Weite.
Sie rechnet damit, dass die Menschheit klug wird und endlich auf Gott hört, keine Feindbilder mehr hegt, allen Hass überwindet und sich nicht mehr bekriegt. Gott selbst erscheint in seiner ganzen Größe. Er, der die Menschen bisher gewähren ließ und dem friedlosen Treiben auf Erden scheinbar unbeteiligt zuschaute, ist für alle Völker erfahrbar gegenwärtig. Die Tore in der Tempelmauer, die noch verschlossen oder bewacht sind, öffnen sich. Die Soldaten werden überflüssig. Besitzansprüche auf den Tempelberg spielen keine Rolle mehr. Jeglicher Rassismus und jede Ideologie hat ein Ende. Aus allen Himmelsrichtungen, aus Nord und Süd, aus Ost und West kommen die Völker und Religionen und erkennen den wahren Gott an, der keine Fehler macht und niemanden benachteiligt. Bei seinem Urteil verfolgt er keine eigenen Interessen. Darum wird sein Urteil von allen akzeptiert. Auf dieser Grundlage verlernen die Menschen, Kriege zu führen, weil sie nicht ihre eigene Macht und ihre Interessen durchsetzen wollen, sondern sich von Gott Rat holen. Und Gottes Rat dient dem Leben aller.
Liebe Gemeinde! Die Bilder von der Friedensvision des Jesaja kommen wie aus einer anderen Welt. Wenn ich diese Bilder von der Friedensvision des Jesaja auf mich wirken lasse, dann spüre ich, wie weit unsere Wirklichkeit von dieser Vision entfernt ist. Doch diese Bilder haben eine Kraft. Sie rütteln auf. Sie wollen verhindern, dass wir uns mit dem Gegebenen einfach abfinden. Die Vision des Jesaja stört unseren Unglauben. Und Glauben bedeutet manchmal nichts Andres, als sich im Unglauben stören zu lassen. Der Unfriede, die Ungerechtigkeit in der Welt müssen nicht sein.
Es gibt viele Möglichkeiten und Herausforderungen, wo auch wir uns einbringen können, um schon jetzt im Licht des Herrn zu wandeln, wie es Jesaja ausdrückt, / um Licht der Welt zu sein, wie es Jesus uns in der Bergpredigt zutraut und zuspricht: Ihr seid das Licht der Welt. „Selig sind, die Frieden schaffen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Es gibt die Beispiele, dass aus Schwertern Pflugschare geschmiedet wurden, dass Hass und Gewalt mit vertrauensbildenden Maßnahmen überwunden wurden.
Mitte des 19. Jh. war man fest überzeugt, dass es ganz unmöglich sei, dass es einmal Frieden zwischen Bayern und Preußen geben könnte. Dieser Konflikt, der ja vor allem von oben her geschürt wurde, lebt heute nur noch in manchen Witzen weiter.
Oder denken wir an die deutsch-französische Aussöhnung nach dem
2. Weltkrieg. Vielen Jahrzehnte der Feindschaft waren vorausgegangen. Oder denken wir an den Fall der Mauer 1989.
Hoffnungen keimen derzeit in der Türkei, dass die PKK ihre Waffen niederlegt. Wir wünschen es, dass beide Seiten aufrichtig Frieden wollen und eine Aussöhnung zwischen Kurden und Türken gelingt.
Am 5. August war der 75. Jahrestag der Charta der deutschen Heimatvertriebenen. In dieser Charta wurde ausdrücklich auf Rache und Vergeltung verzichtet. Auch wenn in dieser Charta die Vorgeschichte der Vertreibung fehlt, so ist sie doch ein Zeichen für den Friedenswillen und für einen Neuanfang.
Die Vision des Jesaja vom großen Weltfrieden hat einen historischen Hintergrund: Die Perserkönig Kyros eroberte damals das babylonische Reich und ließ die nach Babylon verschleppten Juden in ihre Heimat zurückkehren. Der zerstörte Tempel wurde wieder aufgebaut. Nachbarländer kamen ohne Hass und Rache zur Einweihung des zweiten Tempels. Auf diesem Hintergrund sagt der Prophet: Was im Kleinen möglich ist, wird auch im Großen geschehen können, wenn wir Gott selbst machen lassen: Und dann werden die Völker ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen.
In einer Zeit der Kriegstreiberei und der Aufrüstung allerorten braucht es die Vision von einem friedlichen Zusammenleben der Völker mehr denn je. Halten wir an dieser Vision fest. Bleiben wir menschlich - im Vertrauen auf Gott.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. AMEN
Fürbitten
Gott, Quelle des Lebens, des Friedens und der Liebe, dein Friede verwandelt die Welt. Mit dir werden Schwerter zu Pflugscharen. Wir bitten dich, öffne die Herzen der Menschen für deinen Frieden. Vertreibe die Schatten, die diese Tage verdunkeln.
Deine Wahrheit verwandelt die Welt. Menschen hören auf zu lügen. Sie lassen sich nicht von einfachen Lösungen und falschen Versprechen verführen. Vertreibe die Schatten, die diese Tage verdunkeln.
Deine Gerechtigkeit verwandelt die Welt. Auf Gerechtigkeit wartet
die Schöpfung, die Meere, die überfluteten Regionen und brennenden Wälder, die Bauern in der Sorge um die Ernte.
Vertreibe die Schatten, die diese Tage verdunkeln.
Dein Licht verwandelt die Welt. Auf dein Licht warten
die Kranken, die Erschöpften, die Sterbenden. Dein Licht lässt uns dankbar sein für die Menschen an unserer Seite,
für dein Wort und Sakrament, für deine Gegenwart.
Erleuchte uns, dass wir etwas widerstrahlen von deinem Licht, von deinem Frieden, von deiner Liebe. Amen.